05.04.2021

„Wie eine große Familie“: Jeff Likens im Interview

750 Spiele in der PENNY DEL – Jeff Likens ist der erste ausländische Spieler, der diese Marke geknackt hat. Im Interview spricht unser Verteidiger am Tag nach seinem Jubiläum (4:3-Sieg nach Verlängerung gegen die Nürnberg Ice Tigers) unter anderem über seine schönsten Momente als Eishockeyspieler in Deutschland, die Rolle innerhalb des Teams und seine Ziele für die kommenden Wochen.

Jeff, erst einmal Glückwunsch zum 750. Spiel in der PENNY DEL. Wie hast du das Spiel gesehen und wie besonders war es für dich, gestern auf dem Eis zu stehen?

Es war wichtig, das Spiel zu gewinnen. Auch, wenn drei Punkte natürlich besser gewesen wären als die zwei, die wir geholt haben. Es zählt aber jeder Punkt, von daher war auch der Sieg in der Verlängerung von sehr großer Bedeutung für uns. Für mich war es schon ein spezielles Spiel. Ich vermisse die Fans und meine Familie, die nicht dabei sein konnte, aber wir haben nach dem Spiel in der Kabine mit dem Jungs trotzdem ein bisschen feiern können. Als ich nach Hause gekommen bin, haben wir die Familie in der Heimat angerufen und uns ein wenig mit ihnen über dieses Jubiläum unterhalten.

Nicht viele Spieler haben eine solche Anzahl an Spielen vorzuweisen. Wie siehst du deine Rolle in der Kabine und auch auf dem Eis?

Ich habe viel Erfahrung und versuche, sie bestmöglich einzubringen. Manchmal brauchen wir Energie, zum Teil auch andere Dinge. Ich bin lange genug dabei, um einschätzen zu können, was wir in den gewissen Situationen benötigen. Das gilt sowohl für die Zeit auf dem Eis als auch für die Kabine.

Wie sehen deine schönsten Erinnerungen an die bisherige Zeit in Deutschland und vor allem in Wolfsburg aus?

Das ist sehr einfach zu beantworten. Meine beiden Töchter sind in Wolfsburg zur Welt gekommen – das sind definitiv meine schönsten Erinnerungen. Es ist zudem etwas sehr spezielles, einen Ort für acht Jahre sein Zuhause nennen zu können. Wir haben sehr großes Glück, dass wir schon so lange in Wolfsburg bleiben konnten. Natürlich gibt es auch auf dem Eis viele schöne Erinnerungen. Im meinem zweiten Jahr für die Augsburger Panther haben wir das Finale der Playoffs erreicht, das war eine unglaubliche Erfahrung.

Vor ein paar Jahren in Wolfsburg das gleiche noch zwei weitere Male zu schaffen, war auch sehr besonders. Vor allem die Energie, die wir von den Fans bekommen haben. Ich würde mir zwar ein bisschen mehr Erfolg in diesen Serien wünschen, weil wir alle drei Endspiele verloren haben, aber die Erfahrungen waren großartig. Ich bin dankbar für die Leute, die ich kennenlernen durfte. Gerade in Wolfsburg fühlt es sich an wie in einer großen Familie.

Die meisten Fans wissen bereits, dass du deine Karriere nach der Saison beenden wirst. Was wirst du am Eishockey und auch an Wolfsburg am meisten vermissen?

Eishockey ist mein Leben seit ich denken kann, daher werde ich wohl alles daran vermissen. Es wird sicherlich eine große Umstellung. Schon in diesem Jahr vermisse ich vor allem die Fans und die Energie, die sie uns geben. Es ist eine andere Realität, in der wir gerade spielen und deutlich schwieriger ohne die Fans. Am meisten werde ich vermissen, dass meine Familie auch ein Teil des Eishockeys ist. Meine Frau und meine Kinder können jetzt schon nicht mit dabei sein. Ich spiele Hockey, weil ich es liebe, aber auch, weil sie es lieben, ein Teil des Ganzen zu sein.

Meine Frau ist schon zwölf Jahre hier an meiner Seite, hat in dieser Zeit viel geopfert. Es fehlt mir auch, dass meine Töchter nach den Siegen mit auf dem Eis und danach in der Kabine sind. Auch die Jungs in der Kabine und die Gespräche mit ihnen werde ich vermissen. Man kann es nicht ersetzen, jeden Tag 25 gute Freunde um sich zu haben. 

Kannst du zum jetzigen Zeitpunkt schon sagen, was dich nach Ende deiner Karriere erwarten wird?

Es gibt noch nicht den einen Plan. Ich werde zurück in die Heimat gehen, erst einmal entspannen und Golf spielen. Natürlich auch viel Zeit mit Familie und Freunden verbringen und das genießen. Die Sommer sind so kurz, ansonsten gibt es so viele Leute, die man treffen möchte und viel zu wenig Zeit dafür.

Ich weiß noch nicht genau, was ich machen möchte, habe aber viele Optionen. Ich rede auch viel mit den Jungs in der Kabine darüber. Es wäre eine sehr coole Idee, in Minnesota einen Hundepark in der Halle zu eröffnen. So etwas gibt es noch nicht. Die Winter in Minnesota sind brutal, die Sommer sehr heiß. So hätten die Leute eine Möglichkeit, aus dem schlechten Wetter herauszukommen (lacht).

Zurück zu den Grizzlys: Wie sehen deine und eure Ziele in den kommenden Wochen aus?

Wir wollen wieder mehr Spiele gewinnen, das ist klar und so für unsere Playoff-Chance kämpfen. Das ist das größte Ziel. Wenn wir die Playoffs erreichen, kann vieles passieren. Wir können in einer kurzen Serie jeden schlagen und haben gezeigt, dass wir Spiele gegen die besten Teams der Liga sehr eng gestalten können, zum Beispiel gegen Mannheim (1:2 und 0:1). Laufen die Spiele ein bisschen anders, können wir eine Best-of-Three-Serie auch gegen eine Mannschaft wie die Adler gewinnen. Das erste Ziel ist aber, das morgige Spiel gegen Schwenningen für uns zu entscheiden.