29.04.2019

Alles neu: Familie Haskins im Interview

Das vorzeitige Karriereende von Grizzlys-Kapitän Tyler Haskins war die wohl traurigste Nachricht zum Ende der Saison 2017-2018. Die Zeit danach war für die Familie ereignisreich, häufig auch nicht einfach. Nun haben Tyler, der für die Grizzlys als Scout in den USA und Kanada tätig ist und seine Ehefrau Liz ein neues, spannendes Projekt namens „Salt Of The Earth Kids“. Wir haben mit Familie Haskins über die vergangenen Wochen und Monate gesprochen und mehr über ihr „neues“ Leben erfahren. 

Liz, Tyler, wie geht es euch, seit ihr Wolfsburg und Deutschland verlassen habt?

Das letzte Jahr war sehr emotional. Wir sind dankbar für die Momente, die wir als Familie zusammen in unserer neuen Stadt verbringen können. Aber der Übergang war viel schwieriger, als wir es erwartet hatten. Wir hatten häufig von den Herausforderungen gehört, die mit dem Ende einer aktiven Spielerkarriere auf einen zukommen. Wir dachten aber, dass es auf uns nicht zutreffen würde. Unsere Hoffnung war, dass wir alles elegant verarbeiten würden. Aber letztlich haben wir die vielen Emotionen und Ängste nicht komplett beachtet. Jedoch konnten wir auch schwierige Momente als Familie zusammen meistern. 

Wir möchten betonen, dass wir unglaublich dankbar dafür sind, dass Tyler für die Grizzlys scouten darf. Es ist eine neue Leidenschaft. Ihm als Familie dabei zuzusehen, wie er den Eishockeysport nun aus einer etwas anderen Perspektive analysiert und akribisch verfolgt, bereitet uns viel Freude. Er hat es sehr genossen, sich neues Wissen anzueignen und nun an der Seite des Managements und der Coaches zu arbeiten. Der Abschnitt, in dem wir uns derzeit mit unseren Kindern befinden, ist aufregend und füllt uns als Eltern voll aus. Cody hat das Schlittschuhlaufen gelernt. Darauf ist Tyler unglaublich stolz. Abby liebt es, mit ihrem großen Bruder zusammen zu sein. Sie ist eine temperamentvolle und lebhafte Persönlichkeit und hat für ihren „Dada“ einen großen Platz in ihrem Herzen.

Wie verliefen die letzten Monate, in denen ihr ja eigentlich in Deutschland gewesen wärt?

Alles hat sich wie ein Wirbelsturm angefühlt, als wir im Januar die Nachricht erhielten, dass Tyler seine Karriere beenden müsse. Für war dies eigentlich bis Juli nicht real. Sonst packten wir in diesem Monat immer unsere Sachen und machten uns auf den Weg nach Wolfsburg und in eine neue Saison. Das Bewusstsein und der Fakt, dass in den nächsten Monaten alles anders sein würde, waren hart für uns. Unser Umzug nach New York hat uns ein bisschen Stabilität gegeben. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und genießen eigentlich jede neue Erinnerung. Seit wir wieder in den USA leben und auch physisch näher bei unseren geliebten Familien sind, haben wir die Wichtigkeit dieser Nähe erst richtig erkannt und wieder schätzen gelernt. Aber es gibt so viele Dinge, die wir in Deutschland vermissen und wohl noch lange vermissen werden - auch abseits des Eishockeys. Aber wir haben erkannt, dass unser jetziges Leben hier ein genauso großes Geschenk ist wie die Zeit, die wir dank des Eishockeys in Deutschland verbringen durften.

Wie habt ihr eure Zukunftspläne gestaltet?

Wir haben für uns selbst eigentlich nie genau festgelegt gehabt, was wir nach der Eishockeykarriere machen werden. Wir haben lose Gedanken an ein kleines Hotel oder eine Pension gehabt oder in Richtung Vieh- und Weidewirtschaft. Vor ungefähr einem Jahr haben wir unsere Köpfe zusammengesteckt und Listen erstellt, was wir machen könnten. Tyler hatte die Idee, Spielerberater zu werden, da er sehr gerne mit Spielern zusammenarbeiten und ihnen helfen wollte, ihren Weg zu finden. Auch eine Position als Trainer hatte ihn sehr gereizt, gerade im Nachwuchsbereich. Als die Grizzlys dann mit der Idee des Scoutings auf ihn zukamen, war es zunächst nicht gerade unser Wunschtraum. Aber jetzt sehen wir, dass es ein Segen war.

Erzählt uns über neues, spannendes Projekt „Salt Of The Earth Kids“…

Liz hat ihr eigenes Business gegründet. Es heißt „Salt Of The Earth Kids“. Es stand eigentlich nicht auf unserer Liste oder war eine Berufung. Tyler hat die Idee jedoch sehr gut gefunden und mich dabei unterstützt und gepushed. Ehrlich gesagt begann alles mit einem Witz an unserem Küchentisch in Wolfsburg. Als Tyler verletzt war, musste er seine Gedächtnislücken mit Hilfe eines Memory-Spiels verbessern. Cody hat ihm dabei geholfen. Wir haben gescherzt, dass es den beiden wohl mehr Spaß machen würde, wenn die Karten Hockey-Symbole zeigen würden. Also entschloss sich Liz, ein paar Bilder zu entwerfen. Cody war sofort begeistert und wollte, dass alle Bilder im Grizzlys Schwarz-Orange gezeichnet werden. So entstand die Idee. Ehrlich gesagt war Liz zunächst etwas eingeschüchtert, ein eigenes Geschäft zu starten – vom Erlernen des Grafik-Designs bis hin zur Geschäftsgründung und des Vertriebs unseres Produkts bei verschiedenen Firmen. Sie hat sich dennoch dazu entschlossen, da es ein Teil ihrer Persönlichkeit und ihres beruflichen Weges sein sollte. Es gab letztlich viele Gründe, warum wir dieses Business gestartet haben. Wir haben erkannt, wie viel uns der Eishockeysport gegeben hat. Wir haben uns überlegt, wie wir unsere geliebte Sportart jungen Kindern näher- und beibringen können. Darüber hinaus erachten wir es als wichtig, die Entwicklung und das Wissen unserer Kinder nicht nur anhand digitaler Medien zu fördern – obgleich wir wissen, dass Handys, Tablets oder Computer in der heutigen Zeit einen immer größeren Stellenwert einnehmen und sicher auch einen gewissen Komfort mit sich bringen.

Nun hoffen wir, dass unsere Produkte die Entwicklung der Kinder zusätzlich unterstützten können. Kurz nachdem Tyler seine Karriere beendet hatte, riet uns ein Therapeut: „Spielt. Spiel mit euren Kindern. Seit aktiv und viel für sie da.“ In der Tat hat uns dies sehr viel geholfen, diese schwierige Zeit gemeinsam als Familie zu überstehen. Wir hoffen, dass diese spielerische und familiäre Vorgehensweise auch auf andere Familien und Haushalte übertragen werden kann.

Das alles klingt sehr spannend. Darüber hinaus möchtet ihr zusätzlich noch etwas Gutes tun…

Ja. Alle diejenigen, die unser kleines Business unterstützen, helfen auch dabei, anderen etwas zu geben. Wir wollen am Ende jedes Quartals zehn Prozent unseres Gewinns an eine örtliche Vorschule in New York spenden. Damit wollen wir vor allem den Familien und Kindern helfen. Sollte unser Geschäft größer werden, möchten wir dieses Programm auch an anderen Standorten übernehmen und so an vielen Orten – irgendwann vielleicht sogar weltweit – etwas Gutes tun.

Nach so vielen tollen und ergreifenden Zeilen: Was möchtet ihr den Fans der Grizzlys abschließend mitteilen?

Wir sind weiterhin die größten Grizzlys-Fans und sind so unglaublich dankbar für alles, was wir bei euch bekommen haben und erleben durften. Unseren Teamkollegen, allen Familien, Freunden und allen, die uns auf unserem Weg belgeitet und unterstützt haben, können wir gar nicht genug danken. Wir wissen dies alles sehr zu schätzen. Ein Teil unseres Herzens wird sich immer nach Wolfsburg sehnen. Wir sind sehr glücklich, dass ihr alle ein Teil unserer Geschichte seid.

Hier geht es zu Salt Of The Earth Kids.