08.02.2019

Rückkehr der Pokalsieger: Daniar Dshunussow im Interview

Daniar Dshunussow war einer der Sieggaranten im Pokalfinale 2009. Von 2008 bis 2014 hütete „Dshuni“, wie er von den Fans der Grizzlys nur genannt wurde, das Tor der Niedersachsen – so auch beim 5:3-Finalerfolg gegen den damaligen DEL-Club Hannover Scorpions. Der gebürtige Berliner ist einer von den Spielern, die am 24. Februar zurück an den Ort des Erfolges kehren werden.

Dshuni, wie sehr freust du dich auf das Wiedersehen mit deinen ehemaligen Teamkameraden?

Die Vorfreude ist sehr groß und ich hoffe, dass alle kommen. Aber dies wird wahrscheinlich nicht passieren, weil ja einige noch aktiv sind und der Weg aus Kanada sehr weit ist.

Wie geht es deiner Familie und dir?

Uns geht es sehr gut. Meine Tochter Mahla, die in Wolfsburg zur Welt
kam, wird im März sechs Jahre alt und kommt im Sommer zur Schule. Vor vier Monaten ist unsere zweite Tochter Alva zur Welt gekommen. Meine Frau Jenni genießt die Elternzeit mit ihr.

Das freut uns sehr. Da deine Schoner nach einer tollen Karriere am „Nagel“ hängen - welche beruflichen Ziele verfolgst du aktuell?

Ich habe meine Laufbahn als Eishockeytorwart letzten Frühling beendet und wir leben mittlerweile wieder in unserer Heimatregion bei Berlin am Nieder Neuendorfer See. Ich habe im August 2018 eine Umschulung zum Immobilienkaufmann bei der Deutsche Wohnen SE angefangen und bin dabei, mit voller Konzentration und Motivation meinen Weg außerhalb des Eishockeys zu gehen.

Verfolgst du die Grizzlys und die Ergebnisse der DEL noch?

Ich schaue mir alle ein bis zwei Wochen die Tabelle an. Das letzte Spiel, das ich mir angeschaut habe, war im Oktober 2018. Es ist noch zu früh. Wenn ich Eishockey schaue, wühlt mich das auf und ich mache mir Gedanken darüber, was ich hätte besser machen müssen, um länger eine Nummer eins in der DEL zu sein. Das lenkt mich aber von meinen wichtigen und tollen Aufgaben als Papa, Ehemann und Berufsanfänger ab, also schaue ich zurzeit gar kein Eishockey. Ich hoffe aber, dass das in zwei oder drei Jahren anders ist.

Zu welchen ehemaligen Grizzlys-Mitspielern hast du noch Kontakt?

Ich bin über die Jahre mit „Höhi“ in Kontakt geblieben und habe ihn und seine Familie zu Hause besucht, wenn ich mit meinen anderen Mannschaften in Wolfsburg war. In meinen letzten zwei Jahren in Köln habe ich auch nochmal mit Kai Hospelt zusammengespielt und wir saßen im Bus nebeneinander.

Kommen wir zum eigentlichen Grund, warum du nach Wolfsburg zurückkehrst. Wenn du ans Pokalendspiel zurückdenkst, was fällt dir als Erstes ein?

Die pure Freude, die ich nach dem Sieg empfunden habe. Das war das schönste generell am Eishockey für mich, diese Glückseligkeit, die man in der ersten halben Stunde nach einem hart erkämpften Sieg empfand. Wenn ich heute ein paar Ausschnitte sehe, dann sehe ich einen hoch motivierten, jungen Torwart, der in seinem Tunnelblick war und eine enorme Energie ausgestrahlt hat. Ich wünschte, diese Energie hätte ich heute noch.

Ihr habt einen furiosen Start gehabt und nach dem ersten Drittel bereits mit 3:0 geführt. Plötzlich, kurz vor dem Ende, stand es dann nur noch 5:3. Was ging dir nach dem dritten Treffer der Scorpions durch den Kopf?

Da wurde ich natürlich als junger Torwart ein wenig nervös. Die Scorpions waren ja zu der Zeit ein richtig starkes und erfahrenes Team. Wir waren aber auch richtig stark und waren die Grizzly-Mannschaft, die die sehr erfolgreiche Zeit eingeläutet hat. In der Schlussphase haben alle richtig stark verteidigt und ein richtiges Bollwerk aufgebaut.

…welches euch am Ende den Pokal beschert hat. Wie liefen die Feierlichkeiten ab?

Wir haben natürlich in der Kabine gefeiert und sind am Ende in einer Bar im Kaufhof gelandet. Dort haben wir zusammen mit den Fans gefeiert. Es ist aber nicht extrem spät geworden, weil ein paar Tage später ein entscheidendes Spiel um die Pre-Playoffs auf dem Plan stand, was wir gewonnen haben und zum ersten Mal in die DEL-Playoffs eingezogen sind.

Welche Erinnerungen hast du an die Saison 2008-2009 mit den Grizzlys?

Wie schon gesagt: Es war die Mannschaft, die die erfolgreiche Zeit eingeläutet hat. Spieler wie Magowan, Milley, Ulmer, Alavaara, Hospelt oder Furchner waren DEL-Topspieler über die nächsten Jahre. Wir hatten alle das Glück, zum richtigen Zeitpunkt zu einem Club zu kommen, der die richtigen Weichen auf Erfolg gestellt hat und uns die Möglichkeit gegeben hat, mit ihm zu wachsen, sodass eine Win-Win-Situation über viele Jahre entstand.

Abgesehen vom Pokalsieg: Welcher war dein schönster Moment bei den Grizzlys?

Die Saison 2011-12, bis auf die Playoffs, und die zweite Saisonhälfte der Spielzeit 2012-2013 mit dem Höhepunkt des Viertelfinal-Siegs gegen Mannheim – das waren die schönsten Zeiten für mich bei den Grizzlys. Ich war die Nummer eins. Diese Verantwortung, zusammen mit dem Rhythmus, fast jedes Spiel zu machen, war für mich trotz des großen Kraftaufwands sehr erfüllend! Leider konnte ich es nicht nochmal erleben. Der Sieg gegen Team Canada beim Spengler Cup war ein ganz besonderes und schönes Erlebnis.