28.01.2019

Grizzlys-Kapitän Sebastian Furchner im Interview

Der Saisonendspurt hat für die Grizzlys um ihren Kapitän Sebastian Furchner begonnen. Vor den restlichen neun Partien der Hauptrunde blickt „Furchi“ auf die aktuelle Situation und äußert sich klar zum Interview von Kölns Moritz Müller, welches die Eishockey-Szene polarisiert hat.

Furchi, knappe Niederlage in München – und das trotz ansprechender Leistung. Was war am Ende entscheidend?

Wir haben viele Dinge richtig gemacht, haben viel Investiert und gekämpft. Wir haben leider unsere Chancen nicht konsequent genug genutzt, um Punkte mit nach Hause zu bringen. München war am Ende des Tages abgebrühter und hat das Spiel somit gewonnen.

Wie siehst du die Situation der Grizzlys vor den letzten neun Spielen der Hauptrunde?

Wir haben zuletzt deutlich besser gespielt und konnten so auch Punkte holen. Wir tun gut daran, nur an das nächste Spiel zu denken. Wir haben noch zwei Heimspiele vor der Länderspielpause gegen starke Gegner, die wir vor unseren Fans gewinnen wollen. Es sind sehr wichtige Spiele, deshalb sind wir einmal mehr auf die Unterstützung unserer Fans angewiesen.

Was sagst du zum aktuellen Interview von Nationalspieler und Silbermedaillen-Gewinner Moritz Müller in der Eishockey NEWS zum Thema „Was sich im deutschen Eishockey ändern muss“?

Ich muss ihn hier in vielen Punkten unterstützen und gehe darauf gerne im Detail ein: Es ist schon Traurig, dass es keinen Bericht im Sportstudio oder der Sportschau über so ein großartiges Event wie das Winter Game gab. Das Gleiche gilt hier für uns bezüglich des NDR. Der NDR-Sportclub ignoriert Eishockey nahezu komplett. Wir haben mit Bremerhaven und uns zwei Nordclubs, die vier Derbys im Jahr spielen, vor toller Kulisse und mit super Stimmung. Ebenfalls haben wir die letzten zehn Jahre in den Playoffs gespielt, waren aber nur sehr selten ein Thema beim NDR-Sportclub – ganz zu schweigen von Studiogästen, die wir als Club aktiv dort platzieren wollten. Das Thema Eishockey im Öffentlich-rechtlichen Rundfunk muss durch die Liga, in Zusammenarbeit mit den Clubs, offensiv angegangen werden. Ich sage deutlich, dass die Eishockeyberichterstattung in Bild und Ton in den letzten Jahren immer besser geworden ist. Von Premiere über Sky, den Quantensprung durch ServusTV und jetzt durch Magenta Sport – es ist für alle möglich, Eishockey zu schauen. Alle Spiele live: In dieser Hinsicht hat die Liga einen ausgezeichneten Job gemacht. Wir müssen uns jedoch im Klaren sein, dass wir über Sport 1 und Internet-Streaming nur eine kleine, zumeist sportaffine Zielgruppe erreichen. Wir müssen unsere Sportart mehr Menschen zugänglich machen, die breite Masse erreichen. Ich denke, das ist eine große Chance. 

Ein weiterer Punkt, den Mo anspricht, ist die Kontingentspielerregelung und die Zahl der eingebürgerten Spieler. In diesem Zusammenhang war ich vor wenigen Wochen von einem Interview in der Eishockey NEWS wahnsinnig enttäuscht. Hier hat ein DEL-Offizieller gesagt, dass er „lieber einen U23-Spieler mit zehn Jahren DEL-Perspektive habe als einen 35-Jährigen, der zwar gute Leistungen bringe, aber für die Liga keine Perspektive mehr habe und die Jungen blockiere“. Das ist für mich nicht zu akzeptieren. Spieler, die 15,16 oder mehr Jahre in der Liga spielen, sollen das Problem sein, dass es nicht mehr junge deutsche Spieler gibt? Wir sprechen hier von etwa zehn verdienten Spielern (u.a. Patrick Reimer, Thomas Greilinger, Michael Wolf, Christoph Höhenleitner und auch mir selbst), aber er verliert kein Wort über 126 Kontingentspieler und über 40 eingebürgerte Spieler, die in den Kadern stehen. Da läuft in der Wahrnehmung offensichtlich etwas falsch.