Tyler Haskins wird am Samstag beim Saisonabschluss verabschiedet. Bild: Sahnefoto.

28.03.2018

Tyler Haskins: "Es wird sehr schwierig"

Das Karriereende von Grizzlys-Profi Tyler Haskins hinterlässt große emotionale Spuren. Sowohl beim US-Amerikaner, seinen Fans und allen Verantwortlichen der Organisation. Am Mittwoch fand das letzte offizielle Pressegespräch mit dem 31-jährigen Center statt, in dem Haskins über seine Verletzung und die letzten Wochen sprach.

Tyler Haskins über…

…seinen Gesundheitszustand:

„Ich hatte vier bis fünf Gehirnerschütterungen in meiner Karriere. Aber dieses Mal war es anders. Schlimmer als jemals zuvor. Ich hatte anfangs starke Kopfschmerzen, bin mitten in der Nacht davon aufgewacht. Hinzu kamen starke Sehstörungen. Ich hoffe, dass diese bald weggehen. Dass ich einen Spezialisten in den USA aufgesucht habe lag daran, dass ich meiner Frau Dinge erzählt habe und mich 30 Minuten danach nicht mehr daran erinnern konnte. Sie sagte: ,Schatz, das hast du mir doch schon vor ein paar Minuten gesagt.‘ Ich wusste es einfach nicht mehr. Klar war mir dabei sofort, dass es richtig ernst ist. Der Arzt in Pittsburgh hat mir bei meinem Besuch deutlich gesagt, dass ich meine Karriere beenden sollte, sofern ich meine Gesundheit nicht weiter aufs Spiel setzen möchte.“

…die Entscheidung, seine eindrucksvolle Karriere zu beenden:

„Ich konnte die Entscheidung nicht alleine treffen. Nach meiner Rückkehr aus Pittsburgh habe ich eine Woche lang jeden Abend und teilweise auch nachts mit meiner Frau Liz gesprochen. Auch meine Eltern waren wichtige Vertrauenspersonen. Ich bin kein Mensch, der Entscheidungen übers Knie bricht. Letztlich war mir aber selbst klar, dass ich eine Frau und unsere Kinder habe und das Leben später mit ihnen möglichst beschwerdefrei genießen möchte.“

…seine Zeit in Wolfsburg und Angebote anderer Clubs:

„Es gab immer mal wieder Angebote, sehr gute sogar. Für mich war aber klar, dass ich das Leben hier in Wolfsburg und mit den Jungs in der Kabine nicht aufgeben möchte. Wir haben uns hier immer zu Hause gefühlt. Ich bin jeden Tag mit Freude zur Arena gefahren. Es war irgendwie nicht so, dass ich nur zur Arbeit fahre. Ich bin zu guten Freunden gefahren, um mit ihnen viele Stunden zu verbringen. Das war ein Geschenk. Ich habe mich mit der Organisation und der Arbeitermentalität immer voll und ganz identifiziert. Ich hatte eine tolle Zeit in Wolfsburg.“

…die Organisation der Grizzlys:

„Es war immer schön, über die Kabine in die Geschäftsstelle zu gehen. Sei es wegen Terminen oder aber einfach mal, um ein bisschen zu reden. Gerade in dieser Saison war die Stimmung echt gut, das haben wir Jungs gemerkt. Viele sehen nicht, wie hart in dieser kleinen Organisation hinter den Kulissen gearbeitet wird. Selbst Kleinigkeiten, mit denen wir in die Büros gegangen sind, wurden einem abgenommen. Die Hilfsbereitschaft ist riesig. Ich bin mir sehr sicher, dass ähnlich wie die Mannschaft auch das Office mehr tut als andere Organisationen – das ist bemerkenswert und steht für die Arbeitermentalität hier in Wolfsburg. Ich glaube, einiges wird hier mittlerweile als selbstverständlich angesehen. Es muss jedoch gerade im schnelllebigen Sportbusiness jeden Tag hart dafür gearbeitet werden.“  

…seine Zukunft:

„Ich habe das Spiel immer geliebt. Das wird auch immer so bleiben. Eishockey ist mein Leben, daher möchte ich versuchen, weiterhin in diesem Bereich tätig zu sein. Ich weiß noch nicht genau, was ich machen werde. Trainer wäre eine Option, die mir aktuell jedoch noch nicht ganz zusagt. Ich möchte den Grizzlys auch künftig helfen, erfolgreich zu sein. Die Organisation hat mir damals die Chance gegeben, als ich zunächst mit einem Probevertrag nach Wolfsburg gekommen bin. Wie genau meine Unterstützung aussehen könnte, darüber werden wir sicher sprechen.“

…der Abschied von den Grizzlys-Fans am Samstag:

„Das wird sehr schwierig. Als ich dem Team am Freitag in Berlin nach dem Spiel mitgeteilt habe, dass ich aufhören werde, hat es mir das Herz gebrochen; Einigen der Jungs ebenfalls. Am Samstag wird es sehr emotional. Ich habe es bereits in meinem Brief geschrieben: Ich möchte mich bei den Fans bedanken, die immer zu uns gestanden haben. Ich werde die Unterstützung und die Stimmung bei den Heimspielen sehr vermissen – wie alles hier bei den Grizzlys.“